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Täglich neue Inspirationen

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Am Ende jedes Kapitels (auch hier) finden Sie kurze Zen-Geschichten zu verschiedenen Themen.





Zur Ruhe kommen

Es war einmal in einem kleinen Kloster in den Bergen Japans ein junger Mönch namens Hiroshi. Hiroshi war von Natur aus unruhig und voller Fragen über das Leben und das Glück. Er suchte unaufhörlich nach Antworten und war oft frustriert, dass er sie nicht fand.

Eines Tages bemerkte der Abt des Klosters, Meister Kenshin, Hiroshis Unruhe und beschloss, ihm eine Lektion zu erteilen. Er rief Hiroshi zu sich und sagte: "Hiroshi, ich möchte, dass du ab heute jeden Morgen am Ufer des Sees meditierst."

Hiroshi war skeptisch, aber er gehorchte dem Abt. Jeden Morgen setzte er sich im Lotussitz ans Ufer des stillen Sees und begann zu meditieren. Anfangs fand er keinen Frieden. Seine Gedanken wanderten ständig, und er fühlte sich oft noch unruhiger als zuvor.

Doch Hiroshi blieb beharrlich. Jeden Tag kehrte er an denselben Platz zurück und setzte seine Meditation fort. Mit der Zeit bemerkte er, dass seine Gedanken langsamer wurden. Die Dinge, die ihn früher beunruhigten, begannen an Bedeutung zu verlieren. Er fand sich zunehmend in einem Zustand der Ruhe wieder.

Eines Morgens, als die ersten Sonnenstrahlen über den See tanzten, öffnete Hiroshi seine Augen nach der Meditation und sah die Welt in einem neuen Licht. Der See schimmerte ruhig, die Vögel sangen sanft, und der Wind flüsterte durch die Bäume. In diesem Moment fühlte er eine tiefe Freude und Zufriedenheit, die er nie zuvor gekannt hatte.

Hiroshi kehrte zum Kloster zurück und erzählte Meister Kenshin von seiner Erfahrung. Der Abt lächelte und sagte: "Hiroshi, Glück ist wie der See. Wenn der Geist unruhig ist, sind die Wasser aufgewühlt und spiegeln die Welt verzerrt wider. Aber wenn der Geist zur Ruhe kommt, wird das Wasser klar und reflektiert die wahre Schönheit der Welt. Meditation ist der Schlüssel, um diesen inneren Frieden zu finden."

Von diesem Tag an erkannte Hiroshi, dass das Glück nicht in äußeren Dingen zu finden ist, sondern in der Ruhe und Klarheit des eigenen Geistes. Er setzte seine Meditation fort und fand ein tiefes, unerschütterliches Glück, das ihn für den Rest seines Lebens begleitete.




Licht und Schatten

In einem kleinen Zen-Kloster in den Bergen lebte ein junger Mönch namens Kaito. Kaito war von der Idee besessen, ein perfekter Mensch zu werden. Er verbrachte seine Tage damit, seine "guten" Anteile zu fördern und seine "schlechten" Anteile zu unterdrücken. Er meditierte stundenlang, half den Dorfbewohnern und sprach immer freundlich und geduldig.

Eines Tages bemerkte der weise Abt des Klosters, dass Kaito trotz all seiner Bemühungen innerlich unruhig und unzufrieden war. Der Abt rief Kaito zu sich und sagte: "Kaito, erzähle mir, warum du so unruhig bist, obwohl du so hart daran arbeitest, gut zu sein."

Kaito antwortete: "Meister, ich versuche, all das Schlechte in mir zu besiegen, aber egal, wie sehr ich mich bemühe, es scheint immer wieder aufzutauchen. Ich will ein reiner Mensch sein, aber ich fühle mich ständig im Kampf mit mir selbst."

Der Abt lächelte sanft und sagte: "Folge mir, Kaito." Sie gingen zusammen zum nahegelegenen Teich. Der Abt wies auf das Wasser und fragte: "Was siehst du im Wasser?"

Kaito blickte hinein und antwortete: "Ich sehe mein Spiegelbild, Meister."

Der Abt nickte. "Was passiert, wenn du einen Stein ins Wasser wirfst?"

Kaito warf einen kleinen Stein in den Teich und beobachtete, wie sein Spiegelbild durch die Wellen verzerrt wurde. "Mein Bild wird verzerrt, Meister."

Der Abt setzte sich am Ufer nieder und sagte: "Das Wasser ist wie dein Geist, Kaito. Deine guten und schlechten Anteile sind wie das klare Wasser und die Wellen. Beide existieren zusammen. Wenn du versuchst, das Wasser vollkommen ruhig zu halten, wirst du ständig gegen die Wellen kämpfen. Aber wenn du die Wellen als Teil des Wassers akzeptierst, wirst du Harmonie finden."

Kaito schaute den Abt an und fragte: "Meister, wie kann ich das in meinem Leben umsetzen?"

Der Abt antwortete: "Authentizität bedeutet, sowohl deine guten als auch deine schlechten Anteile zu akzeptieren. Jeder Mensch hat Licht und Schatten in sich. Statt gegen deine schlechten Anteile zu kämpfen, erkenne sie an und lerne von ihnen. Finde das Gleichgewicht, indem du beides als Teil deiner Natur akzeptierst. So wirst du wahre Harmonie finden."

Nachdem der weise Abt Kaito die Lektion am Teich erteilt hatte, fügte er hinzu: "Erinnere dich an den Lotus, Kaito. Eine der schönsten Blumen wächst aus dem tiefsten Schlamm. Ohne den Schlamm könnte der Lotus nicht existieren. So ist es auch mit uns. Unsere 'schlechten' Anteile sind wie der Schlamm – sie sind Teil unserer Natur und tragen zu unserem Wachstum bei. Akzeptiere sie und lerne aus ihnen. Ohne Schlamm kein Lotus."

Kaito erkannte, dass seine Bemühungen, nur das Gute in sich zu fördern und das Schlechte zu unterdrücken, ihm das Gleichgewicht und die Harmonie raubten. Er verstand nun, dass wahre Schönheit und Erfüllung nur durch die Akzeptanz seiner gesamten Natur, inklusive der Fehler und Schwächen, erreicht werden konnte.

Von diesem Tag an lebte Kaito in tieferer Harmonie mit sich selbst, indem er sowohl seine guten als auch seine schlechten Anteile akzeptierte. Er wurde wie der Lotus, der aus dem Schlamm emporsteigt und in voller Pracht erblüht und er begann mit einer neuen Perspektive zu meditieren. Er erkannte, dass die Akzeptanz seiner gesamten Natur – sowohl der guten als auch der schlechten Anteile – ihm half, inneren Frieden und wahre Harmonie zu finden. Indem er authentisch und im Gleichgewicht war, konnte er wirklich im Einklang mit sich selbst und der Welt um ihn herum leben.




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