6. ANMERKUNGEN UND TIPPS ZUR MEDITATION

 


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Anmerkungen und Tipps zur Meditation

Sie sollten wissen, dass es am sinnvollsten ist, das Meditationstraining täglich durchzuführen. Es ist effektiver, täglich einmal oder zweimal 10 Minuten zu meditieren, als einmal in der Woche drei Stunden. Man kann das vom Prinzip her mit der Art der Einnahme eines Antidepressivums vergleichen: Damit es wirkt, muss man jeden Tag eine gewisse Dosis zu sich nehmen, bis sich nach einiger Zeit ein Wirkspiegel aufgebaut hat. Wenn Sie stattdessen einmal in der Woche eine ganze Handvoll Tabletten schlucken, kann sich kein therapeutisch wirksamer Spiegel aufbauen. 

Nach aktuellen Studien, erreicht man bereits eine spürbar positive Wirkung, wenn man über acht Wochen hinweg täglich durchschnittlich 13 Minuten meditiert. Andere Studien zeigen auf, dass bereits nach insgesamt 25 Stunden Meditation die ersten positiven Veränderungen im Gehirn nachweisbar sind.

Meditation wirkt fortlaufend bis ins hohe Alter hinein. Es gilt als bewiesen, dass auch nach 50.000 Stunden Meditationspraxis durch weiteres Meditieren immer noch positive Veränderungen im Gehirn stattfinden.

Selbstverständlich können Sie auch mehr als 10 oder 20 Minuten täglich in Ihr Meditationstraining investieren. Eine längere Meditationszeit kann die positiven Effekte verstärken – allerdings nicht automatisch. Entscheidend ist weniger die Dauer als die Qualität der Meditation. Zehn Minuten bewusster und fokussierter Meditation sind wirkungsvoller als stundenlanges bloßes Absitzen einer Routine, bei der die Aufmerksamkeit überall ist, nur nicht beim gegenwärtigen Atemzug.



Meditation für Anfänger

Wenn Sie noch Meditationsanfänger sind, kann eine längere Meditationssitzung sehr langwierig werden. Zum Eingewöhnen können Sie zunächst mit einmal oder zweimal 5 Minuten Meditation pro Tag beginnen, zum Beispiel morgens und/oder abends. Sobald Sie das Gefühl haben, mehr zu schaffen, können Sie sich schrittweise auf 10 Minuten oder mehr pro Sitzung steigern, indem Sie jede Woche etwa zwei Minuten zu ihrer jeweiligen Meditation hinzufügen, bis Sie die Meditationsdauer, die Ihren Vorstellungen entspricht erreicht haben.

Wenn Sie 10 Minuten am Stück meditieren möchten, können Sie diese Zeit auch aufteilen in 5 Minuten Sitzmeditation und direkt im Anschluss 5 Minuten Gehmeditation. Das schafft etwas Abwechslung.

Haben Sie das Gefühl, ein zu unruhiger Mensch zu sein, um 5 oder 10 Minuten am Stück still zu sitzen, können Sie es zunächst mit einigen Schritten oder einigen Minuten Gehmeditation versuchen. Oder sie üben für den Anfang einmal täglich 10 achtsame Atemzüge im Sitzen, die Sie Stück für Stück auf eine höhere Anzahl erweitern. So gewöhnen Sie Ihr Gehirn ganz allmählich an diese ungewohnte Tätigkeit. 

Meditation ist wie alles andere auch ein Lernprozess und wird Ihnen mit zunehmender Veränderung Ihres Gehirns einfacher fallen. Sie werden spüren, wie Ihr Körper und Ihre Gedanken mit der Zeit automatisch ruhiger werden, so dass Sie sich durch dass stille Sitzen nicht noch unruhiger oder gar aggressiv fühlen. Sie werden in allen Bereichen Ihres Lebens davon profitieren. Siehe dazu auch Kapitel "1. Gelassenheit finden"

Nach dem gleichen Prinzip steigern Sie auch Ihre Leistungen im Sport. Es erweist sich beispielsweise für Jogging-Anfänger als sinnvoll, zunächst nur zwei Minuten zu joggen, dann zwei Minuten langsam zu gehen und das etwa drei Mal hintereinander, sodass an den ersten Tagen insgesamt sechs Minuten gesplittetes Joggen herauskommt. Später, joggt man dann jeweils drei Minuten am Stück, dann vier Minuten und so weiter und irgendwann ist wie durch ein Wunder eine halbe Stunde am Stück kein Problem mehr. 


Den inneren Schweinehund überwinden

Vielleicht gibt es Tage, an denen Sie denken: "Jetzt 10 (oder 20 oder 30) Minuten durchmeditieren, das schaffe ich momentan nicht." Versuchen Sie in solchen Momenten einmal folgendes: Begeben Sie sich in ihre gewohnte Meditationsposition oder nehmen Sie da, wo Sie gerade sind, eine aufrechte Haltung ein, und nehmen Sie sich vor, Ihre Meditationssitzung auf nur einen einzigen Atemzug zu beschränken. Einen einzelnen achtsamen Atemzug schaffen Sie bestimmt.

Am Ende dieses einen Atemzugs kann es sein, dass Sie das Gefühl haben, noch einen zweiten zu schaffen und vielleicht sogar einen dritten. Wer weiß, vielleicht kommen Sie bei diesem einen Atemzug auf den Geschmack und schaffen doch noch 10 Minuten oder mehr. Appetit kommt beim Essen und jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt.

Selbst wenn Sie nur diesen einen Atemzug durchführen, haben Sie meditiert. Sie haben ihre Meditationsgewohnheit nicht vollständig einreißen lassen. Das hilft Ihnen, auch weiterhin am Ball zu bleiben.

Die Meditation splitten

Eine andere Möglichkeit, wenn der innere Schweinehund sich meldet, wäre, ausnahmsweise mal nur zwei oder drei oder fünf Minuten zu meditieren, dann etwas anderes zu tun, dann noch einmal diese Anzahl an Minuten zu meditieren und so weiter, bis Sie das übliches Pensum erfüllt haben, das Sie sich vorgenommen haben.

Nehmen Sie sich einfach eine Zeit oder Anzahl an Atemzügen vor, die Sie in schwierigen Momenten nicht abschreckt. Beim nächsten Mal können sie wieder die gewohnte Dauer, die Sie sich pro Meditationssitzung vorgenommen haben, durchführen.

Ausnahmen nicht zur Gewohnheit werden lassen

Die oben genannten Vorschläge sind nur für den Ausnahmefall gedacht und sollen keine Aufforderung zu einer dauerhaften Aufschieberitis sein. Meine Empfehlung lautet daher, dass Sie das, was Sie sich vorgenommen haben, auch durchziehen und genau darauf achten, dass Ihre Meditationspraxis nicht über kurz oder lang einreißt.


Wenn Meditation schwierig wird: Die verborgene Chance

Manchmal erleben wir eine Meditationssitzung als besonders schwierig. Vielleicht fühlen wir uns unruhig, unsere Gedanken schweifen immer wieder ab, und wir können uns nicht entspannen. Solche Sitzungen können sogar unangenehm wirken und das Gefühl hinterlassen, dass wir „nicht gut meditiert“ haben. Doch gerade diese Sitzungen können besonders wertvoll sein. Warum?

In solchen Momenten trainieren wir, mit Unruhe, Ablenkung und innerem Chaos umzugehen. Anstatt uns von diesen Dingen überwältigen zu lassen, üben wir, immer wieder – und sei es nur für kurze Augenblicke – zum gegenwärtigen Moment zurückzukehren. Genau darin liegt die Stärke der Meditation: nicht darin, schwierige Gefühle oder Gedanken zu vermeiden, sondern sie zu akzeptieren und trotzdem präsent zu bleiben.

Man könnte sagen, eine angenehme, entspannte Meditationssitzung ist wie ein Joggingtraining auf ebenem Terrain. Eine schwierige Meditationssitzung hingegen ist wie Jogging mit einem Mehlsack auf dem Rücken: Es ist anstrengender, aber es stärkt uns langfristig mehr. Beide Arten von Training haben ihren Wert, doch die scheinbar schwierigen Sitzungen schulen uns besonders intensiv darin, Achtsamkeit und Gelassenheit auch unter herausfordernden Bedingungen zu entwickeln.

Minimeditation

Sie haben die Möglichkeit, zusätzlich zu Ihrem täglichen Meditationstraining (z. B. Sitzmeditation) kurze Minimeditationen in Ihren Alltag einzubauen. Auch das sind wirkungsvolle Liegestütze für die positiven Bereiche Ihres Gehirns, die Sie auf lange Sicht gelassener und stressresistenter machen. Außerdem bringt jede Minimeditation immer wieder ein Stück Ruhe in Ihren Alltag.

Eine Minimeditation besteht aus einem oder mehreren achtsamen Atemzügen. Sie können sie natürlich auch auf eine oder mehrere Minuten ausdehnen. Für die Minimeditation müssen Sie nicht die korrekte Meditationshaltung einnehmen. Sie können die Minimeditation in jeder Körperhaltung durchführen: stehend an der Supermarktkasse, der Bushaltestelle oder während Sie aus dem Fenster schauen, sitzend im Fernsehsessel oder im Wartezimmer, liegend im Liegestuhl oder im Bett. 

Meditation im Alltag

Die im Kapitel „Achtsamkeitsübungen im Alltag“ vorgestellten Achtsamkeitsübungen sind auch eine Art der Meditation (informelle Meditationspraxis). Sie können sie so ziemlich während jeder Tätigkeit des Alltags durchführen, ohne zusätzliche Zeit zu investieren. Beispiele und Anleitung finden Sie im erwähnten Kapitel.

Machen Sie sich bewusst, dass jede noch so kleine Meditation oder Achtsamkeitsübung Liegestütze für Ihr Gehirn sind. Jedes Mal trainieren Sie unter anderem Ihren „Achtsamkeitsmuskel“, Ihren „Gelassenheitsmuskel“, Ihren „Geduldsmuskel“, Ihren „Glücksmuskel“, um nur einige zu nennen.

Je mehr Sie Ihre verschiedenen Meditationen in Ihren Alltag einbauen, um so effektiver trainieren Sie. Ein paar Sekunden oder Minuten finden sich sicherlich immer wieder, beispielsweise während der Computer hochfährt, eine Tasse Kaffee durch den Automaten läuft, Sie mit Ihrem Wagen an der roten Ampel stehen oder die nette Omi vor Ihnen an der Kasse ihre Kleingeldmünzen einzeln vor die Kassiererin legt – anstatt sich zu ärgern, werden Sie in Zukunft der alten Dame dankbar sein, für die nützlichen „Meditationsliegestütze“ die sie Ihnen mit ihrer Kleingeldorgie verschafft hat. 

Auf diese Weise können Sie Schritt für Schritt damit beginnen ein "meditatives Leben" zu führen. Keine Sorge, das bedeutet nicht, dass Sie irgendwie besonders heilig werden oder in ein Kloster umsiedeln müssen. Ein "meditatives bzw. achtsames Leben" ist das ganz normale Leben im ganz normalen Alltag, nur eben mit einem achtsamen Bewusstsein bzw. einer konzentrierten Durchführung Ihrer Alltagstätigkeiten. Ein solcher Lebensstil wird Ihre Lebensqualität spürbar verbessern. 

Sie werden mit der Zeit immer besser darin werden, den Moment zu leben und in Tageseinheiten zu leben, anstatt laufend über bereits längst Vergangenes und mögliche Zukunftsereignisse herumzugrübeln. Damit ist nicht gemeint, nicht mehr aus Vergangenem zu lernen oder nichts Zukünftiges mehr planen zu können. Es wird Ihnen sogar besser gelingen, wenn die unproduktiven Grübeleien einem zielgerichteten Denken nicht mehr im Weg stehen.



Meine persönlichen Erfahrungen mit Meditation

Bezüglich Meditation war ich zunächst ziemlich skeptisch. Ich hatte das Thema bislang immer in die esoterische Ecke geschoben und hielt Meditation für einen recht merkwürdigen Zeitvertreib, eine Spinnerei, ohne Bezug zur Realität. 

Als ich mit der Meditationspraxis durch den Zen-Mönch, der mir damals die Zen-Meditation beibrachte, näher in Berührung kam, blieb ich weiterhin kritisch und begann aus diesem Grund zu recherchieren. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse über Meditation, die ich bei meiner Recherche fand, waren für mich überwältigend und ich beschloss, die Sitzmeditation und die Gehmeditation in meinen Tagesablauf zu integrieren. 

Zunächst meditierte ich täglich fünf bis zehn Minuten. Ich weiß noch, dass mir diese Zeit ziemlich lang vorkam und ich manchmal schon nach drei Minuten auf die Eieruhr schielte, weil ich dachte, die Zeit müsse doch schon längst um sein. Immer wieder hegte ich den Verdacht, dass die Uhr nur deshalb noch nicht gepiept hatte, weil sie sich in der Zwischenzeit aus ihrem digitalen Leben verabschiedet hatte.

Auch war ich der Ansicht, dass Leute, die es schaffen, zwanzig oder gar dreißig Minuten am Stück zu meditieren, ziemlich verrückt sein müssen. Es war für mich schlicht undenkbar, wie man so lange still dasitzen und sich auf seinen Atem konzentrieren kann. 

Dennoch war ich motiviert, meinen Trainingsumfang zu steigern, und erhöhte mein Meditationspensum etwa wöchentlich um eine oder zwei Minuten. Schließlich war ich bei zwei Stunden Meditation pro Tag angelangt. Diese Zeit ließ sich gut in meine übliche Tagesstruktur integrieren. Dafür nahm ich Kürzungen beim Fernsehen und ähnlichen Freizeitbeschäftigungen vor. Bei diesem Meditationsumfang ist es bis heute geblieben. 

In der Regel meditiere ich täglich zwei Mal eine Stunde - morgens nach dem Aufstehen eine Stunde Sitzmeditation (Zazen) am Stück und im Verlauf des Tages eine halbe Stunde Sitzmeditation (Zazen), direkt gefolgt von einer halben Stunde Gehmeditation (Kinhin). Es gibt gelegentlich auch Tage, an denen ich die Zeit finde insgesamt drei oder vier Stunden zu meditieren. Das mag zeitaufwendig klingen, relativiert sich jedoch, wenn man sich vor Augen führt, dass der durchschnittliche Deutsche täglich insgesamt etwa 6 Stunden am Handy und vor dem Fernseher verbringt.

Ich habe festgestellt, dass es für mich Sinn macht, die Meditationszeit, die ich mir für den Tag vorgenommen habe, so zeitig wie möglich einzuplanen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die geheimnisvollen Mächte des Universums eine diebische Freude daran zu haben scheinen, Meditationssitzungen, die ich zu weit in den hinteren Bereich des Tages gelegt habe, durch unvorhergesehene Ereignisse zu vereiteln. 

Gerade wenn Sie denken, Sie haben keine Zeit, brauchen Sie die Meditation am meisten.

Rückblickend stelle ich fest, dass sich vieles in meinem Leben durch meine Meditationspraxis positiv verändert hat. Obwohl ich meist durch gelassenes Auftreten, schrägen Humor und gute Laune glänzte und mich auch sonst im Großen und Ganzen meist relativ gut und stabil fühlte, war ich im Innersten dennoch allzu oft ein Großmeister im Grübeln gewesen - ein Grübeln, das häufig von unkonstruktiverer, negativ gefärbter Wut begleitet wurde, die fortlaufend um sich selbst kreiste. Ich war tatsächlich in der Lage, manche Tage, die eigentlich recht angenehm hätten werden können, fast vollständig mit düsterem und unproduktivem Gedankenkreisen zu füllen, wobei ich das stets in meinem Inneren verborgen hielt und mit mir selbst ausmachte. Ich kann nicht behaupten, dass diese Denkmuster sonderlich zielführend oder befreiend waren. Diese immer wieder auftretende Art des inneren Erlebens habe ich damals nicht infrage gestellt, da es mir vollkommen normal und natürlich vorkam.

Durch die tägliche Übung der Meditation haben sich die Denkautomatismen in meinem Gehirn grundlegend verändert, sodass ich diese Grübelneigung vollständig verloren habe. Ich weiß noch, wie ich eines Tages dastand und mich verwundert fragte, wann ich zum letzten Mal gegrübelt hatte. Es schien mir eine Ewigkeit her zu sein. 

Ich nehme wahr, dass sich mein inneres Erleben erheblich zum Guten verändert hat, dass ich deutlich besser schlafe und zu echter innerer Ruhe und Gelassenheit gefunden habe. Ja, ich kann wirklich sagen, dass ich ein durch und durch zufriedenes Lebensgefühl gewonnen habe und mich wirklich in meinem alltäglichen Dasein am gegenwärtigen Moment erfreue. Genau in diesem Moment muss ich lachen, denn mir schießt gerade die herrlich überzogene Redewendung in den Kopf: glücklich wie ein Schwein im Schlamm. Das schreibe ich hier natürlich nicht. Doch, mach ich! 

Das Ganze mag jetzt vielleicht etwas marktschreierisch und fantastisch klingen, aber genau das sind nun mal meine Erfahrungen, ganz ohne Übertreibung und Schönmalerei. 

Vielleicht machen Sie ja ähnliche Erfahrungen mit Meditation. Ich würde mich darüber freuen, umso mehr, wenn Ihnen diese Internetseite dabei helfen kann.


Warnhinweis!

Meditation ist kein Allheilmittel

Meditation hat nachweislich sowohl psychisch als auch körperlich eine sehr heilsame und vorbeugende Wirkung und wird daher von den Krankenkassen als anerkannte gesundheitliche Prävention bezuschusst. Sie kann die Behandlung eventueller psychischer oder körperlicher Erkrankungen effektiv begleiten und ergänzen. Sie ist aber bei ernsthaften Erkrankungen kein vollständiger Ersatz für eine fachgerechte ärztliche bzw. medikamentöse Therapie! Bei diesbezüglichen Fragen, sprechen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt an.

Es gibt psychische Erkrankungen oder Zustände, durch die der Geist dermaßen eingebunden ist, dass es nicht möglich oder gar schädlich ist zu meditieren. Hierzu ein Bild: Kniebeugen sind eine hervorragende Übung, um die Beinmuskulatur zu stärken und aufzubauen. Wenn jedoch ein Bein gebrochen ist, ist es nicht möglich diese Übung durchzuführen. Dann muss das Bein zunächst fachgerecht behandelt werden, bis es wieder einsatzfähig ist. Ebenso verhält es sich mit der Meditation. 

Zuviel Meditation

Es gibt Menschen, die zeitweise oder über mehrere Tage hinweg sechs oder mehr Stunden am Tag meditieren und davon deutlich profitieren. Beispielsweise in sogenannten Zen-Sesshins

Es wurde aber auch festgestellt, dass ein gewisser Prozentsatz an Menschen auf ein solch hohes Maß mit unerwünschten Nebenwirkungen reagieren kann. Dies umfasst unter anderem Depressionen, Angstzustände oder Psychosen, die in einigen Fällen so ausgeprägt sind, dass ein stationärer Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik notwendig wird. Möglicherweise sind diese Menschen für solche Erkrankungen prädisponiert. 

Dieser Effekt verdeutlicht, dass Meditation eine starke Wirkung haben kann, aber nicht für jedermann in hoher Dosis verträglich ist.

Wenn Sie bemerken, dass ein hohes Maß an Meditation negative Effekte hat, sollten Sie Ihre Meditationszeit reduzieren. Achten Sie darauf, Pausen einzulegen und die Praxis an Ihre Bedürfnisse anzupassen. Sprechen Sie mit einem erfahrenen Lehrer oder Therapeuten, um Ihre Praxis gegebenenfalls anzupassen.

Fehler bei der Meditation

Die hier vorgestellte Zen-Meditation (Zazen und Kinhin) ist ein hocheffektives Konzentrationstraining, das bei richtiger Anwendung dazu führt, dass wir unsere Aufmerksamkeit besser auf den gegenwärtigen Moment lenken können, anstatt uns in Grübeleien und Gedankenkreisen zu verlieren. 

Zen-Meister empfehlen, die Meditation in Absichtslosigkeit und Erwartungslosigkeit durchzuführen und uns einfach nur zu konzentrieren, anstatt zu erwarten durch die Meditation entspannt zu sein oder sich glücklich zu fühlen oder sonst irgend etwas zu erreichen. 

Wenn wir während der Meditation irgendwelchen Erwartungen anhaften, sind wir mit unserem Bewusstsein nicht mehr bei der reinen Konzentration auf den Atem sondern bei unserer Erwartung. Wir verlassen dann die reine Konzentrationsübung. Wenn wir uns in überzogenen Erwartungen verlieren, kann das unter Umständen zu Frustration führen, sollten sich diese Erwartungen während der Meditationssitzung nicht erfüllen. Frust ist eine Art von Stress und Stress ist ein Auslöser für psychische Erkrankungen, insbesondere wenn man die entsprechende Veranlagung dazu hat.

Es gibt verschiedene Arten der Meditation. Eine besteht darin, seine aufkommenden Gedanken und Gefühle achtsam und wertfrei zu betrachten. Das wertfreie Betrachten ist jedoch nicht so einfach, besonders für Anfänger. Wenn wir uns zu stark mit unserem Innenleben beschäftigen und bei problematischen Gedanken und Emotionen nicht in der Lage sind, diese einfach nur neutral wahrzunehmen, kann es passieren, dass wir uns darin verlieren. Dies kann ebenfalls krank machen oder bestehende psychische Erkrankungen verstärken.

Es kann sinnvoll sein, als Meditationsanfänger einen guten Meditationslehrer zu haben, der einen vernünftig anleitet und begleitet und bei auftretenden Problemen helfen kann. Ein guter Lehrer kann nicht nur wertvolle Techniken vermitteln, sondern auch eine sichere Umgebung schaffen, in der man lernen und wachsen kann. Dies fördert Vertrauen in die eigene Praxis und hilft, Missverständnisse und Frustrationen zu klären.







Beständigkeit

In einem friedlichen Zen-Kloster in den Bergen lebte ein junger Mönch namens Ryō. Jeden Morgen bei Sonnenaufgang versammelten sich die Mönche im Meditationsraum, um gemeinsam zu meditieren. Doch Ryō fand es oft schwierig, sich zu motivieren. Seine Gedanken schweiften ab, und er fragte sich oft, ob die tägliche Meditation wirklich notwendig sei.

Eines Tages bemerkte der weise Abt Hōgen Ryōs Unruhe. Nach der Meditation rief er Ryō zu sich. „Ryō,“ sagte der Abt, „ich sehe, dass du Schwierigkeiten hast, deine tägliche Praxis aufrechtzuerhalten.“

Ryō seufzte und nickte. „Ja, ehrwürdiger Abt. Manchmal frage ich mich, ob es nicht sinnvoller wäre, meine Zeit anders zu nutzen.“

Der Abt lächelte sanft und führte Ryō zu einem kleinen Garten hinter dem Kloster. In der Mitte des Gartens stand ein alter, aber kräftiger Bambusbaum. Der Abt zeigte auf den Bambus und fragte: „Ryō, wie denkst du, ist dieser Bambus so hoch und stark geworden?“

Ryō dachte nach und antwortete: „Er muss regelmäßig Wasser und Sonnenlicht bekommen haben, und der Boden muss reich an Nährstoffen gewesen sein.“

„Richtig,“ sagte der Abt. „Aber denkst du, der Bambus hätte so stark und hoch wachsen können, wenn er nur gelegentlich Wasser bekommen hätte? Wenn er nur hin und wieder etwas Sonnenlicht gesehen hätte?“

Ryō schüttelte den Kopf. „Nein, das wäre unmöglich. Er braucht konstante Pflege, um so zu wachsen.“

Der Abt nickte. „Genau so ist es mit der Meditation. Deine Praxis ist wie das Wasser und das Sonnenlicht für den Bambus. Es mag dir manchmal so vorkommen, als ob die tägliche Meditation keinen sofortigen Nutzen bringt. Aber im Laufe der Zeit stärkt sie deinen Geist und lässt dich wachsen, so wie der Bambus. Es ist die beständige Praxis, die dich stark und stabil macht.“

Ryō verstand die Weisheit in den Worten des Abtes. Von diesem Tag an setzte er sich jeden Morgen zur Meditation mit neuer Hingabe. Er erinnerte sich an den Bambus im Garten und daran, dass wahres Wachstum Zeit und beständige Pflege braucht.

Und so wurde Ryō mit der Zeit zu einem der ruhigsten und weisesten Mönche des Klosters, beständig in seiner Praxis und fest verwurzelt wie der alte Bambus im Garten.





Disziplin

Es war einmal ein Zen-Schüler namens Hoshin, der in einem kleinen Kloster tief in den Bergen lebte. Jeden Morgen, noch bevor die Sonne aufging, setzte er sich in den Meditationsraum und begann sein Zazen, die stille Sitzmeditation. Anfangs war Hoshin sehr motiviert und setzte sich jeden Tag mit Freude und Hingabe hin. Doch mit der Zeit begann die anfängliche Begeisterung zu schwinden.

Eines besonders kalten Wintermorgens wachte Hoshin auf und fühlte eine schwere Müdigkeit in seinen Gliedern. Der Gedanke, in den eisigen Meditationsraum zu gehen und sich hinzusetzen, schien ihm unerträglich. Er zog die warme Decke fester um sich und dachte: "Nur heute kann ich doch ausnahmsweise im Bett bleiben."

Doch da hörte er die Stimme seines Meisters, Meister Ryokan, die er schon oft gehört hatte: "Zazen ist wie das Kehren eines Weges. Jeder Tag, den du auslässt, bedeckt ihn mit Laub."

Mit diesen Worten im Kopf schleppte sich Hoshin aus dem Bett und in den Meditationsraum. Doch seine Gedanken kreisten weiterhin um seine Müdigkeit und den Wunsch, einfach wieder ins Bett zu gehen. Als Meister Ryokan hereinkam und ihn so sah, setzte er sich neben Hoshin und sprach: "Es ist leicht, dem Wind zu folgen, aber der Berg bleibt standhaft, egal wie stark der Sturm auch sein mag. Sei der Berg."

Diese Worte durchdrangen Hoshins Geist wie ein Blitz. Er erkannte, dass die Disziplin nicht darin bestand, keine Hindernisse zu haben, sondern darin, trotz der Hindernisse standhaft zu bleiben. Es war der Widerstand gegen den eigenen inneren Schweinehund, der ihn stärkte und wachsen ließ.

Von diesem Tag an, wann immer Hoshin keine Lust hatte zu meditieren, stellte er sich einen mächtigen Berg vor, der fest in der Erde verankert war, unbeeindruckt von Wind und Wetter. Er setzte sich in den Meditationsraum und begann sein Zazen, ganz gleich wie er sich fühlte. Und je mehr er dies tat, desto mehr verstand er die wahre Bedeutung der Worte seines Meisters.

Am Ende seiner Reise erkannte Hoshin, dass der innere Schweinehund nichts weiter war als eine Wolke, die den Gipfel eines Berges umhüllte. Sie kam und ging, doch der Berg blieb immer fest und unerschütterlich. So fand Hoshin durch die tägliche Praxis des Zazen die innere Stärke, die ihn weit über die bloße Meditation hinaus trug.

Und so wurde Hoshin selbst zu einem Meister, der seinen Schülern erzählte: "Disziplin ist nicht das Fehlen von Schwierigkeiten, sondern die Kunst, ihnen mit Standhaftigkeit zu begegnen. Sei der Berg, und du wirst die Freiheit finden."


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